Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Symbolik §61

§61 Die Lehre von der Praedestination und der Bekehrung

Strenggenommen fällt die Praedestinationslehre aus dem Rahmen der christlichen Glaubenslehre hinaus, die daran nur das Interesse hat, dass Gott die Seinen kennet vor aller Zeit. Gott hat uns ja in Christus erwählt von Anfang der Welt. Die Praedestinationslehre ist ein Brücke zwischen Christus Praeexistens und uns.

In den Symbolen der lutherischen Kirche ist die Praedestinationslehre fast nicht zum Ausdruck gekommen. Diese Gedanken sind zu Calvin gekommen besonders in Luthers Schrift de servo arbitrio. Besonders aus Pauli Schriften Röm 9-11 aber entnahm er die sichere biblische Begründung der Praedestinationslehre. Christus ist nur für die Erwählten gestorben, die allgemeine Gnadenanbietung ist nur scheinbar allgemein, gratia irresistibilis.

Erst nach Luthers Tod wurden die Lutheraner auf einzelne dieser Consequenzen aufmerksam und verwarfen sie. Die Verfasser der FC. waren in einer schauderhaften Lage. Luther hatte die Praedestinationslehre, andererseits war diese Symbol der Reformierten. Art. XI sehr abgequält. Die Praedestination wird als christliche Haupt- und Stammlehre festgehalten, ihre Consequenzen [206] werden abgelehnt.

Nach Calvins Tode wurde die Praedestinationslehre bei den reformierten Theologen immer stärker betont, während sie bei Calvin noch im 2. Rang stand. Es bildete sich ein enthusiastisches Erwählungsbewusstsein aus, welches auf den Grundgedanken zerstörend einwirkte.

Wo die Praedestinationslehre regiert ist die Bekehrung als einziger Quell von dieser abzuleiten. Im Luthertum aber kam ebenso deutlich der Gedanke zum Ausdruck dass die Bekehrung Sache Gottes sei. Melanchthon aber hatte zuletzt den Lehrtypus ausgebildet, es gebe drei causae efficientes: Spiritus, Verbum Dei und voluntas non otiosa repugnans in firmitatae suae. Es ist aber unrichtig, diese drei zu trennen und nebeneinanderzustellen. FC. Art. 2. und 11. Der Christ fühlt sich durch den ihm angethanen Zwang gerade befreit.

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