Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Symbolik §16

§16. Der Mensch und die Sünde

Dogmen im strengen Sinn sind hierüber nicht ausgebildet, aber im Anschluss an die Bibel und in Consequenz des Denkens hat sich eine traditionelle Übereinstimmung gebildet. Man geht von der factischen Sünde aus, trotzdem ist die Freiheit und der Wille zum Guten vorhanden, es giebt Erkenntnis Gottes, wenn auch verdunkelt. Im Abendland ist es entgegengesetzt. Das griechische Interesse stammt sachlich aus der Formulierung des Heilsgedankens (physisch), wobei der freie Wille vor dem magischen schützen muss, historisch aus dem Kampf mit Gnosticismus und Manichäismus, welche den Menschen durch ananke bestimmt sein liessen von Natur. Auf diesem Gebiete mehr als auf einem andern ist abendländischer Einfluss spürbar von Johannes Damascenus an. Man sucht die Vererbung der Sünde (hamartema progonikon) nachzuweisen. Man hat zu Ephesus den Pelagius verdammt, mehr aus Convention gegenüber Rom. Auch aus Paulus ist der Begriff hamartema propatorikon herübergekommen, aber es herrscht in der [48] griechischen Kirche der Creatianismus, nicht die traducianische Theorie; das zeigt, dass sie nicht Erbsünde im eigentlichen Sinne meinen, sondern nur etwas in der Verkettung des Geschlechts liegendes.

In der Lehre von der Sünde zeigt sich noch ein Rest von Dualismus in der Vereinigung der Sünde mit der phtora und dem Sinnlichen. Wenn der nous von der Verdunklung befreit ist, wird er im Stande sein, die Sünde abzustreifen. Es kann Sündlose Menschen geben und hat sie gegeben, so Maria, auch Johannes der Täufer, die Propheten waren von Thatsünden frei. Man beurteilt die Sünde empirisch, nicht von der religiösen Seite.

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