Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Symbolik §8

II Quellen

Quellen ersten Ranges sind die Beschlüsse der 7 ersten Conzile, bes. die Symbole. In zweiter Linie stehen die Schriften der Väter der 8 ersten Jahrhunderte, auf die die Kirche als ihre Klasiker sich stützt. Dazu die Kirchenrechtlichen Satzungen. Drittens erst die neueren Symbole und Schriftsteller.

§8 Die Beschlüsse der 7 ökumenischen Synoden und das nicaenoconstantinopolitanische Symbol

Die heilige Schrift ist nicht wesentlich für diese Kirche.

Constantin zuert behauptete, dass das nic. Conzil inspiriert sei. Formuliert als Dogma wurde das durch Justin[ian], Novelle v. J. 531: die Conzilsbeschlüsse sind wie die theopneustoi biblioi zu ehren, also selbst theopneustoi.

Innerhalb der Conzilsakten ist besonders das sogenannte Constantinopolitanum in betracht zu ziehen. Dasselbe soll alle Wahrheiten des Christentums enthalten.

Um den Weg von der Bergpredigt zu diesem Symbol zu verstehen, muss man Anleihen bei der Dogmengeschichte machen. Cf. Hahn, Bibliothek der Symbole.

Die Symbolbildung begann mit dem Taufbekenntnis. Die Form war seit dem Anfang des 2. Jahrhunderts mindestens vorgezeichnet. Die Bekenntnisablage der Täuflinge musste zunächst die Taufformel anerkennen. Damit verband sich bald das Bekenntnis zu den geschichtlichen Thatsachen, wahrscheinlich schon vor den gnostischen Kämpfen. [34] An sich lag darin noch keine Abbeugung von dem vom Herrn selbst gewollten. Als selbstverständlich galt dabei die Zusage das leben zu leben, das Jesus Christus vorgeschrieben. Aber es lag eine Gefahr vor, dass man hinter den objektiven Thatsachen das subjektive vergass und den Wert auf die Erkenntnis legte, die auf den geschichtlichen Thatsachen ruht.

Schon um die Mitte des 2. Jahrhunderts hat man verschiedene mehr oder weniger feste Formen, in welchen man das Taufbekenntnis vollzog. Die römische Kirche hatte ca. 150 ein ganz festes Symbol, das wir aus Epiphanius und dem Psalterium Ethelstan's (7. Jh.) kennen (Caspari: Quellen zur Geschichte des Taufsymbols). Dies ist wesentlich identisch mit dem Apostolikum: pisteuo theon patera pantokratora, im 2. Artikel gen[n]ethenta ek pneumatos hagiou kai Marias tes parthenou. In den Leidensgliedern fehlt pathonta kai thanonta, 4) fehlt »niedergefahren zur Hölle«, 5) katholike, das sehr bald hinzukam, 6) communio sanctorum, 7) Auferstehung des Fleisches (om: ewiges Leben). Diese Formel hat die römische Kirche Jahrhunderte hindurch treu bewahrt. Seit dem 3. Jahrhundert erklärt sie dieselbe von den Aposteln direkt bekommen zu haben. Das war für die römische Kirche von grosser Bedeutung, da die anderen Kirchen mehr schwankten. Im 4. Jahrhundert bildet sich die Legende aus, jeder Apostel habe einen Satz gegeben. Von Rom aus haben die anderen abendländischen Kirchen es bekommen, damit ist es aber nicht so rein erhalten. Bei Cyprian: ich glaube an die Vergebung der Sünden per sanctam eccclesiam. Anderswo kommt die Höllenfahrt hinzu. Unser Apostolisches Symbol stammt aus Südgallien.

Im Orient kam es zu einer selbständigen Symbolbildung. Aber während sich das römische Symbol auszeichnet durch knappe Kürze, Mangel an Polemik, Klarheit und Schlichtheit (Mangel an Chiliasmus; - doch dass [35] es nicht aus der ältesten Zeit stammt, zeigt die Auslassung der Taufe, ferner der Gebrauch des Johannes Evangeliums huion monogene, c. 120-150 - doch keine Spekulation) - weisen alle orientalischen Symbole die Neigung auf, statt historischer Ausdrücke spekul. dogmatische zu setzen, dann polemische Bezeichnungen aufzunehmen. Das erklärt sich aus dem spekulativen Geist des Orients und der bedrängten Lage der Gnostik gegenüber. Der Zusatz »Schöpfer Himmels und der Erden« ist antignostisch. er ist vom Orient nach Gallien eingedrungen. Rufin erzählt, dass einzelne Gemeinden zusetzten »invisibils et impassibilis« (antipatripassianisch) - bis zur Zeit des Origenes waren diese Zusätze spärlich. seit der Mitte des 3. Jahrhunderts haben wir mehrere.

1) Gregorius Thaumathourgous von Neocaesarea ist ein Compendium der origenistischen Theologie. Es kommt der Name Jesus Christus nicht vor, wird [als] logos bezeichnet.

2) Mitte des 3. Jahrhunderts von der Gemeinde zu Caesarea, wo Euseb Bischof war - viel verständiger als jenes, aber doch für den gemeinen Mann unverständlich.

Die römische Kirche nahm im 6. Jahrhundert, als die Ostgoten (Arianer) sich mit der orthodoxen Einwohnerschaft zu mischen suchten, das Nicaenocontantinopolitanum an; die fränkische Kirche behielt ihre altrömische Variante.

Im 9. Jahrhundert griff die römische Kirche zu ihrem Bekenntnis zurück, hatte aber den Faden verloren und nahm das fränkische Symbol herüber, wie damals von Frankreich auch das Athanasianum nach Rom kam.

Die Zusätze zum Apostolikum sind nicht erfreulich. Die Spaltung bei der Geburt, die Höllenfahrt hat Missverständnisse erzeugt. Communio sanctorum bei Augustin »Gemeinschaft mit den Heiligen im Himmel«, im Symbol anders gedeutet.

[36] Der Kaiser Constantin erkannte, dass nur ein Conzil in dem Arianischen Streit helfen könnte. Die Minorität des alexandrinischen Bischofs und des Athanasius siegte durch den Kaiser. - Schon vorher hatte man beschlossen, ein Symbol zu entwerfen, man einigte sich auf das Caesareanische Symbol des Euseb Als Grundlage und setzte hinzu: gennethenta ou pathonta, ek tes ousias tou patros, homoousios to patro. Dazu setzte die Partei durch, dass am Schluss Anathematismen gegen die schlimmsten Sätze des Arius aufgenommen wurden. Redaktionelle Änderungen weisen auf antiochenischen Einfluss.

Constantin befahl, jeder Bischof müsse es unterschreiben. Es war nicht als Taufsymbol, sondern als Lehrsymbol gemeint. Das zeigen die Anathematismen. Das konnte zu grossen Schwierigkeiten führen. Das Symbol forderte zum Verständnis theologisches Studium. - Die Orthodoxen verlangten, dass man sich darnach richte. Sie begannen ihre Taufsymbole ihm anzunähern, entweder indem man seine Stichworte in sie aufnahm oder es selbst zum Taufsymbol verarbeitete. Beides ist, wie wir wissen, geschehen. Durch Zusatz der Stichworte ist das Constantinopolitanum entstanden.

Nach kirchlicher Tradition ist das 2. Symbol zu Constantinopel entstanden durch Zusätze zum Nicänum. Aber es ist nicht 381 entstanden. Die Synode war auch nicht ökumenisch, die Abendländer waren nicht eingeladen. Die Augenzeugen, die über das Conzil schreiben, sagen uns, zu Constantinopel sei das Nicaenum bekannt worden, die erste Spur findet sich auf dem Chalcedonense: Im Constantinopolitanum fehlt das Stichwort ek tes ousias tou patros, das ist 381 undenkbar, da man das noch zum Kampf gegen den Arianismus brauchte. Zu Constanti-[37]nopel kämpfte man gegen die Pneumatomachen und lehrte die homoousia des heiligen Geistes, diese ist im Symbol nicht ausgedrückt. - Das Symbol muss demnach älter sein als 381, wenn es auch erst später anerkannt wurde. - Epiphanius von Salamis Ancoratus hat am Schluss dies Symbol als cyprisches Taufsymbol. Das wird es ursprünglich gewesen sein, es ist das alte Taufsymbol, mit 2 nicänischen Formeln vermehrt. Die Fortlassung der 3. erklärt sich aus Beziehungen zu Jerusalem, wo Cyrill nicht entschieden orthodox war. - Dazu kamen die pneumatologischen Streitigkeiten, welche die Zusätze im 3. Artikel veranlassten. Also ist es ein Taufsymbol des cypr. jerusalemischen Patriarchats. Wie dies zu solchem Ansehen kam, wissen wir nicht. Vielleicht war Epiphanius, der 381 der angesehenste Bischof in Contantinopel war, der Veranlasser. Die Bischöfe mussten vielleicht ihre Taufsymbole vorweisen. Epiphanius kam vielleicht zuerst daran, sein Symbol wurde zuerst approbiert, es kam vielleicht in die Akten. Der Constantinopolitanische Bischof machte grosse Anstrengungen, den Orient zu uniformieren bezüglich des Cultus. Er hatte grosses Interesse, ein Taufsymbol zu einheitlicher Anerkennung zu bringen; vielleicht griff er dann zu dem Symbol des Epiphanius, das vielleicht zuoberst stand in den Concilsakten.

Auf dem Chalcedonense wird es öffentlich citiert als constantinopolitanisch. Erst im 6. Jahrhundert lernt das Abendland es kennen, zugleich mit der Anerkennung des constantinoplolitanischen Conzils. Gleich nach der Annahme macht man einen Zusatz in Spanien, der dann zu dem grossen Schisma führte.

Seitdem steigt das Symbol so in der Achtung, dass man nicht wagt, etwas in demselben zu ändern. Selbst das Chalcedonense bringt seine wichtigen Entscheidungen nicht hinein. Man sagte nur, es enthielte diese Lehre. [38] Man fügte nur Lehrordnungen hinzu zu Chalcedon, beim 5. Conzil mehr monophysitisch-mystisch, beim 6. monotheletisch, beim 7. bezüglich der Bilder.

Nach griechischer Lehre ist dieser Lehrkörper klar und nicht einer Interpretation bedürftig. Will man mehr Theologie, so muss man die Cappadocier fragen, - Christologie: Cyrill und Athanasius, - Cultus: Areopagit und Johannes Damascenus. Einstimmigkeit ist vorausgesetzt. Sie sind Instanz, werden neben Schrift und Conzilien zitiert, doch untergeordnet.

Damit ist die Theologie in ihren Grundlagen abgeschlossen, die nur noch aus den alten Rüstkammern Waffen gegen neue Feinde zu suchen hat.


Literatur

Carl Paul Caspari, Ungedruckte, unbeachtete und wenig beachtete Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel. 3 Bde. Christiana 1866-1875

August Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der alten Kirche. 2. Auflage Breslau 1877

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