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Symbolik §2

§2. Die Quellen für die Disciplin der Symbolik

Eine sehr deutliche Quelle sind die Lehrordnungen. Doch wenn man vom Bekenntnis der Kirche redet, darf man nicht ausschliesslich oder gar primär an Bekenntnisschriften denken. Die Symbole sind grossenteils aus der Polemik geboren. Dabei erscheint {?} die Bedeutung der einzelnen Punkte verschoben. Polemik ist immer [4] zeitgeschichtlich. Z.B. die Betonung des Abendmahlsbekenntnisses war damals übertrieben. Schon im 2. Jahrhundert wurde vieles den Gnostikern gebenüber zu scharf accentuiert. Die bischöfliche Succession entstammt nur der Polemik.

Die Bekenntnisschriften stammen nicht selten aus einer Zeit wo bereits die classische Epoche abgelaufen war, sie stammen aus der Epigonenzeit. z.B. die Concordienformel stammt nicht mehr aus Luthers Zeit und Geist. Die griechische Kirche hatte ursprünglich nur die Canones der 7 ersten Conzilien. Im 17. Jahrhundert trat in ihr ein {?} auf. Dadurch kam eine ganze Reihe von Bekenntnissen zu Stande obwohl die Kirche sich selbst nicht mehr verstand. Im 17. Jahrhundert schwebte über der lutherischen Kirche die Gefahr, dass Calov ihr ein neues Symbol gab; das könnte doch nicht {?} sein und doch haben nur Zufälle seine Promulgierung gehindert

Die verschiedenen Bekenntnisschriften haben verschiedenen Wert; nur für die evangelischen Kirchen haben die Bekenntnisschriften primären Wert, durchaus nicht so bei der römischen Kirche, das Tridentinum darf nur der Papst interpretieren, also nutzt es uns nichts in das geschichtliche Verständnis desselben einzudringen. Bei der römischen Kirche ist jede littera scripta nur von secundärer Bedeutung, wichtiger als das Tridentinum sind alle neueren päpstlichen Bullen. Dazu kommt die fides implicita, die von der römischen Kirche dem Laien eingestanden wird, wenn er die Sacramente fleissig braucht. Hier ist die Kirche vicariierende Anstalt, für die es ebensowichtig ist, dass sie externa societas sacramentorum ist, als dass sie societas fidei ist. Die römische Kirche verlangt nicht viel Glauben, aber nur bei ihr soll das Heil sein. Der Begriff der Kirche ist an ganz verschiedener. Luther sagt: er wolle für Kirche Gemeinde eingesetzt haben.

Bekenntnis ist auch nicht Lehre. Sofern diese Darlegung des Glaubens ist [5] ist sie sehr wesentlich, aber nicht das einzige. Wichtiger aber ist das Gebet. Auch hierdurch wird man nicht bis ans Herz der Religion gelangen, aber man kommt ihm am nächsten.

Die Quellen sind nach der Eigenart der Confessionen auszuwählen, so ist bei der griechischen Kirche besonderes Gewicht auf Cultus zu legen; - In der römischen Kirche besonders auf kirchenrechtliche Kundgebungen; - bei den Evangelischen Kirchen werden die Verfassungen und die Culte, die so mannigfach sind, nicht wichtig sein. Die Gebete, das Kirchenlied und die Bekentnnisschriften werden hier von entscheidender Bedeutung sein.

Manche Symboliker beschränken sich auf offizielle Kundgebungen. Doch das ist undurchführbar. Einige Kirchen haben keine solche. Freilich muss man mit historischem Takt eine Auswahl treffen. In der römischen Kirche ist sehr vieles nie offiziell festgestellt worden und gehört sicher zum Wesen der Kirche. Oft kann auch individuelles Bedeutung haben, sofern dadurch auf die Kirche Licht fällt, dass sie ein solches Individuum aus sich erzeut hat. An der Eigenart des Herrenhutertums lässt sich manches lutherische besser erkennen als an den offiziellen Kundgebungen, ebenso an dem nordamerikanischen Luthertum.

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