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Symbolik §18

§18. Die Aneignung des Heils und die Kirche

Wie die griechische Kirche keine strenge Lehre über Sünde hat, so keine strenge ausgeführte Lehre über die Heilsaneignung, keine von der Kirche. Die neueren Symbole sagen viel darüber, aber im Leben der Kirche spielt es keine Rolle und die classischen Väter [50] sagen nichts darüber. Das Heilsgut bietet Gott, der freie Mensch nimmts im Glauben: Rechtfertigungslehre ist dabei nicht nötig. In den neueren Katechismen ist natürlich verschiedenes darüber gesagt, besonders die Prädestinationslehre ist streng verworfen.

Merkwürdig ist nun aber, dass diese sich so auf das Altertum stützende Kirche sich nie über ihr eignes Wesen mehr geäussert hat als im Symbol: hagia katholika. Im Abendland ist das Hauptgegenstand, seit dem Novatianismus, besonders seit Augustins civitas Dei. - Die byzantinische Kirche wurde gleich Staatsinstitution. Sekten wurden unterdrückt. Die Berührung mit arianischen Reichen fehlt. Die Emancipationsversuche dem Staat gegenüber verunglückten.

Statt der Lehre von der Kirche tritt die Lehre vom Cultus, von den Priestern, den Sakramenten u.s.w. ein. Die Erlösungslehre ist damit aber nicht verbunden. Die Kirche ist die Summe derer, die den orthodoxen Glauben haben und die Sakramente gebrauchen. Dabei hat sie nicht den Satz: extra ecclesiam nulla salus, sie ist sofern tolerant, die Intoleranzen sind meist im Dienst der Politik. Doch im System liegt das nicht. Die Kirche hat sich nicht selbst bewusst erkannt. Auch der Protestantismus hat dafür nicht viel gethan. Was aber Jesus Christus und die Apostel als Aufgabe dachten, ist nicht vorhanden.

Die griechische Kirche gesteht zu, dass jeder Christ Priester ist (hierosyne pneumatike. Aber Jesus Christus hat eine hierosyne mysteriodes gestiftet, die im Episkopat gipfelt. Dieser ist jeder Christ unbedingt Gehorsam schuldig. Die Teilung in Laien und hierosyne ist für die Kirche notwendig. Der Priester ist wesentlich für den Cultus da, alles andre an ihm ist rudimentär. [51] Für häretisch gilt, wenn jemand lehrt, dass Priester und Bischöfe gleichstehen. Aber alle Bischöfe sind gleich; Patriarchat u.s.w. sind menschliche Einrichtungen. Das Papat gilt als {?}eption der Rechte Christi. Haupt der Kirche soll Christus allein sein. - Warum aber soll das sichtbare Priestertum kein sichtbares Haupt haben? - Wir sind besser gedeckt gegen die römische Kirche, sofern wir den Stand einer Priesterschaft überhaupt verneinen. - Seit Ignatius, mehr noch seit den apostolischen Constitutionen wird der Bischof in jeder Weise gefeiert, er steht höher als der König, was aber mit der Wirklichkeit kontrastiert. Freilich auch im Abendlande ist das nur beim Papst der Fall. Der Unterschied zwischen Priester und Bischof ist in der Theorie kleiner, der Priester kann firmeln, aber faktisch sind die Stände viel mehr geschieden. Der Bischof muss unverheiratet sein, daher meist aus dem Mönchtum stammend. Diese Scheidung ist ein besonderer Schade der griechischen Kirche, der bei jeder Reform beseitigt werden müsste.

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