Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Symbolik §39

§39 Die Lehre vom Urstand

Der Mensch ist von Gott in Heiligkeit und Gerechtigkeit geschaffen resp. eingesetzt. Diese Gaben gehören aber nicht zu seinem Wesen. Dies erschöpft sich vielmehr in der Vernunft und dem freien Willen. Sie sind dona superaddita und indem der Mensch sie nun selbstthätig ausbilden sollte, sollte er zu einer höheren Stufe des Daseins emporgehoben werden, die nicht in seiner Anlage beschlossen war. Der erste Mensch that aber einen schweren Fall und damit änderten sich die Bedingungen.

Das Thema ist ursprünglich mythologisch, aber interessant, sofern dahinein jede Confession ihre Vorstellungen vom Ziel kleidet. Wichtig einmal, dass es eine anerschaffene Heiligkeit giebt und andrerseits dass das Ziel nicht der Bestimmung des natürlichen Menschen gilt, sondern etwas darüber hinausliegendes. Diese Unterscheidung ist ganz unnatürlich und stammt aus einer Combination des Augustinismus mit anderen Vorstellungen. Man liess nicht die Güte dem Menschen anerschaffen sein, sondern nach kurzer guter Freiheitsbethätigung ihm gegeben werden. Die Thomisten nahmen das nicht an, daher der zweideutige Ausdruck constitutus. Hierdurch hatte nun die Kirche auch die Möglichkeit, die zwei Vollkommenheiten zu erweisen als ursprünglich paradiesisch, eine menschliche und eine durch Negierung der Naturbasis auf Grund der verliehenen justitia und sanctitas vollzogenen. Dann konnte sie nun auch lehren, dass das Wesen des Menschen intakt geblieben sei.

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