Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Symbolik §38

B. Die Lehre der Kirche vom Heil

Die Trinitäts- und Zweinaturenlehre haben zwar in der Scholastik Behandlung und Wandlung erfahren aber ohne symbolische Bestätigung. Das Tridentinum wiederholte nur das Constantinopolitanische Symbol.

Die Heilsordnung aber ist symbolmässig ausgearbeitet. Im Ordo salutis bewegt sich das eigentliche Interesse der abendländischen Kirche. Diese Wendung hat Augustin herbeigeführt und die römische Kirche behauptet auch noch die Lehre Augustins zu haben. In der That stammt der Lehraufriss von Augustin, aber in den einzelnen Punkten allen haben wesentliche Abweichungen stattgefunden.

§38 Die Gotteslehre

Ritschl, Geschichte, Studien zur christlichen Lehre von Gott, Jahrb. f. d. Theol. 1865-66

In den Symbolen ist die Gotteslehre nicht ex professo behandelt, nur im catechismus romanus I cap. II. Nach Augustin ist Gott summum esse und summum bonum. Das führt Augustin energisch durch. Gott allein kommt das Sein zu, nur im Zusammenhang mit ihm haben die Dinge ihr Sein, ohne ihn nur ein auseinanderfallendes Scheinsein. Ebenso hat alles creatürliche nur Güte in der beata dependentia von Gott. Diese Gedanken führen sehr stark [114] zum Pantheismus. Daher war das Eintreten der aristotelischen Gotteslehre sehr geeignet, die Gefahren der bisherigen abzuwehren. Besonders die Gedanken des movens und des motus wurden herübergenommen und damit die Scheidung zwischen Creatur und übernatürliche Aseität habendem. So schön bei Thomas, der beide Theorien zu verbinden und auszugleichen suchte. Augustin hatte gesagt, Gott ist necessitas, er thut was er thut kraft seines Wesens mit innerer Notwendigkeit und diese kann am heiligen Sittengesetz erkannt werden, soweit das für Augustin nicht menschlicher Vorwitz ist. Durch den Aristotelismus aber kam man auf den Begriff der Willkür in Gott. Er kann alles machen und macht alles was er will. Das berührt sich mit der Unerkennbarkeit der göttlichen Beweggründe bei Augustin. Je jünger die Scholastik, desto mehr wird die Willkür Gottes betont. Das Gute ist soweit nur statutarisch in Offenbarungen gegeben, diese liegen in der Kirche fest und sind anzunehmen, wenn auch unbegreiflich. Es hätte auch anders sein können. Biel kann nur noch Schicklichkeit dafür beweisen.

Wie anders Jesus Christus: Wer den Sohn kennt, der kennt den Vater. Der Christ hat nichts zu fragen nach der Person, da steht er hoch über, es ist ihm Gott, was ihm Christus ist, die heilige Liebe, der gütige Vater. Das alles kommt in der Scholastik nicht zur Geltung. Gott ist die mächtige Privatperson, der oft in seinen Ansprüchen sehr bescheidene Despot.

Das Tridentinum hat diesen Gedanken nicht voll aufgenommen, aber er tritt doch noch hervor. Im catechismus Romanus tritt zwar der Gedanke stark hervor, dass man sich auf Gott als die heilige Liebe verlassen kann, aber es werden ihm damit nicht stimmende [bricht ab]


Literatur

Albrecht Ritschl, Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung. Erster Band: Die Geschichte der Lehre. 3. Aufl. Bonn 1889

Albrecht Ritschl, Geschichtliche Studien zur christlichen Lehre von Gott, in: Jahrbücher für deutsche Theologie 1865-1868 [= Gesammelte Aufsätze. Neue Folge. 1896, 25-176]

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