Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Symbolik §60

§60 Die oberste Autorität des Glaubens

Mittel zum Glauben ist das Wort Gottes. Wenn sich nun aber Zweifel über die Begründung erhebt, so antworten die lutherischen Symbole die heiligen Schriften seien die normativen Urkunden. Das ist zunächst gegen den katholischen Traditionsbegriff gesagt: Schrift und Tradition, dagegen wird gesagt: Die Schrift allein. [204] Dabei meinte die lutherische Reformation nicht jeden Ausschluss der Tradition, vielmehr hält man es für Pflicht an die Tradition anzuknüpfen, nur will man diese an der Schrift prüfen. Es ist also nicht ursprünglich lutherisch, die Schrift als Formalprinzip zu fassen. Über den Umfang der heiligen Schrift haben die Symbole der lutherischen Kirche keine Angaben ausser der, dass die ATl. Apokryphen nicht den anderen gleichzustellen sind. So ist auch bekenntnismässig nichts bestimmt vielmehr Freiheit gelassen. Auch über die Art der Autorität sagen die Symbole nichts obschon die FC. oft fast den Buchstaben für verbindlich hält. Luther hat hier zwei Gedankenreihen: Einmal nimmt er jeden Buchstaben gesetzlich als Norm, dann macht er sich den Schwarmgeistern darüber lustig, dass sie sich so genau an biblische Ordnungen binden. Aber selbst in der Vorrede zur Bibel hat er den Kanon aufgestellt, ein Buch ist nicht jedem anderen gleich und nur was Christum treibe ist zu achten und danach alles auslegt. Luther hat im Princip die allegorische Auslegung durchbrochen. Auch die heilige Schrift ist nur Instanz für den Glauben. Ein Aussenstehender urteilt, man mache die Subjektivität zur Norm, aber Luther wusste dass er den Masstab, Christus der Erlöser, von seiner Mutter, der Kirche, überkommen habe.

In der Augustana ist evangelisch und Verbum Dei nie die heilige Schrift in ganzer Anschauung, sondern nur der qualitative Kern.

Die Auseinanderhaltung von Wort und Schrift findet sich bei Zwingli und Calvin nicht, allerdings haben auch diese erkannt, dass die Schrift nicht schlechthin norma normans sein kann, aber da sie nicht nur Reformatoren sondern auch Imperatoren waren, so haben sich immer zwei Gesichtspunkte in ihnen verflochten. Die heilige Schrift ist nicht nur {Trost}quelle, sondern auch lex. [205] Daher suchten sie die Bibel fest abzugrenzen und die unmittelbare Normativität der Schrift aufzupflanzen. Daher in vielen reformierten Symbolen Aufzählung der Schriften Ausschluss der Apokryphen. Symbolmässige Fixierung der Inspirationslehre. Der Biblicismus der reformierten Kirchen ist um einen Grad zäher aber auch berechtigter als der lutherische Confessionalismus.

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