Aufklärung durch Philologie
Johann Jakob Wettstein (1693–1754) hat in seiner Kommentierung der Apostelgeschichte mit Hilfe der hellenistischen und jüdisch-hellenistischen Texte wesentlich zu deren Verständnis beigetragen. Allerdings fehlt eine kritische Würdigung dieses Beitrags im Gegenüber etwa zu Johann Salomo Semler. Es ist also aufzuzeigen, worin der aufklärerische Gehalt dieser philologischen Arbeitsweise besteht und welcher Ertrag sich für die Exegese der Apg im 21. Jhd. daraus ermitteln lässt.
Das Projekt wird geleitet von PD Dr. Manfred Lang und von Prof. Dr. Joseph Verheyden (KTU Leuven/Belgien).
Mitarbeiter: Bastian Lemitz

Geburt und Schulbesuch im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg
- 1997 Abitur
- 1997−1998 Grundwehrdienst bei der Marine
- 1998-2009 Studium der Lateinischen Philologie und Ev. Theologie an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel und der Martin-Luther-Universität (MLU) zu Halle-Wittenberg
- 2005 Verleihung des Fakultätspreises der Theologischen Fakultät der MLU
- 2009 Erstes Theologisches Examen (Diplom) an der MLU
- Verleihung des Domstifterpreises der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegialstiftes Zeitz
- 2009-2010 Videnskabelig assistent an der Teologiske Fakultet (Afdeling for Religionsvidenskab og Arabisk- og Islamstudier) der Aarhus Universitet (Dänemark)
- seit 2010 Doktoratsbursaal an der Faculteit Godgeleerdheid (Onderzoekseenheid Bijbelwetenschap) der Katholieke Universiteit Leuven (Belgien): Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Aufklärung durch Philologie. Johann Jakob Wettsteins Beitrag zur Kontextualisierung der Apostelgeschichte in der ntl. Exegese des 18. Jahrhunderts sowie Mitarbeit an der Edition des Neuen Wettstein III. Texte zur Apostelgeschichte am Corpus Hellenisticum an der MLU.
Der Stand des Projekts
In unregelmäßigen Abständen sollen hier unsere Aktivitäten im Rahmen des Projektes dokumentiert werden.
März 2014
Der Vertrag von Herrn Lemitz ist mit dem März 2014 ausgelaufen. Nach einer Übergangsphase hat er zum 1. Juni 2014 in Münster eine Anstellung gefunden; sein Promotionsprojekt steht kurz vor dem Abschluss.
Juni 2013
Der letzte Feinschliff für die ausgearbeiteten Stellen des Alten Wettsteins ist abgeschlossen. Es erfolgt ein Kontrolldurchgang durch das bisherige Material.
Dezember 2012
Apg 1–9 liegen nun fast vollständig als Ausarbeitung vom Alten Wettstein vor. Besonders anspruchsvolle Passagen werden ausgesondert und detailliert mit einem klassischen Philologen besprochen. Es geht jetzt darum, weiteres Material stellenbezogen nachzutragen. Dabei soll interesseleitend sein, wesentliche theologische Schaltstellen der Apostelgeschichte durch neue Texte zu illustrieren.
Strukturell hat sich bereits jetzt herausgestellt, dass wir vermutlich drei Bände zu jeweils gut 1.000 Seiten benötigen werden. Der erste Teilband wird demnach nur bis Kap. 9 reichen. Schon jetzt sind gut 400 Seiten fertiggestellt.
Juni 2012
Apg 1–4 sind fertiggestellt und werden redaktionell durchgesehen. Gleichzeitig beginnt die Ausarbeitung des Materials zu Apg 5–9. Diese Passage soll bis zum Dezember 2012 abgeschlossen werden.
Dezember 2011
Apg 1–4 sind nun beinahe vollständig. Es zeigt sich schon jetzt, dass das komplette Werk zur Apg ein "dickes Buch" werden wird. Bis Dezember 2012 soll Apg 1–8 fertiggestellt sein.
Juni 2011
Die ersten Kapitel der Apostelgeschichte sind aus den Stellenangaben des alten Wettstein-Bandes ausgearbeitet worden.
10.Dezember 2010
Anlässlich des 100. Geburtstags von Prof. Dr. C. W. van Unnik fand an der Universität in Utrecht ein Kolloquium statt. Es hatte sich zum Ziel gesetzt, die theologische Arbeit des berühmten NTlers zu würdigen. In diesem Zusammenhang konnte auch das oben genannte Projekt vorgestellt werden. Zudem ist es möglich gewesen, dank der freundlichen Initiative von Frau Prof. Dr. Annette Merz, den Karten-Bestand des Corpus Pagano Hellenisticum in Augenschein zu nehmen. So sind beispielsweise die Karten von Prof. Dr. E. von Dobschütz zu Maximus von Tyros gesichtet worden.
Auch der Kontakt mit der Amsterdamer Wettstein-Gruppe konnte in diesem Zusammenhang vertieft werden: Am 9. Dezember konnte nicht nur das Handexemplar Wettsteins in Augenschein genommen werden, sondern weiterführende Forschungsperspektiven konnten werden.
September 2010
Die Anfangsschwierigkeiten besonders im administrativen Bereich konnten gelöst werden. Dazu gehören nicht nur sämtliche Ummeldungen, Neueinschreibungen, etc. sondern auch die technischen Rahmenbedingungen, die für das Gelingen eines solchen über 5 Jahre laufenden Projektes Ausschlag gebend sind. Mittlerweile ist folgendes zu konstatieren:
- Die Einarbeitungsphase ist abgeschlossen, verschiedene konsultatorische Treffen in Leuven zur Feinabstimmung und programmatischen Ausrichtung haben bereits stattgefunden.
- Die Kapitel Apg 1-4 sollen bis Ende 2010 vorliegen; Kap. 1f ist zu Teilen bereits ausgearbeitet worden.
- Das Promotionsprojekt soll inhaltlich konkretisiert werden. Die quellenmäßige Bearbeitung findet im Rahmen von Punkt 2 statt.
- Ein wichtiger Kontakt mit einer Arbeitsgruppe rund um Prof. Dr. Bert Jan Lietaert Peerbolte hat perspektivenreiche Anregungen gegeben. In Amsterdam ist man freilich am Textkritiker J. J. Wettstein interessiert. Gleichwohl verspricht die Arbeit interessante Vernetzungen und Innovationen für das jeweils eigene Nachdenken über die theologische Relevanz des J. J. Wettstein. Ideen für Konkretisierungen einer solchen Vernetzung und Innovation sind bereits formuliert worden und werden zur gegebenen Zeit hier dokumentiert.
Tagung im Rahmen des Projektes
Zur Kultur einer Religionsgeschichte. Johann Jakob Wettstein, seine Zeit und seine Methode illustriert anhand der Apostelgeschichte
Johann Jakob Wettstein gilt nicht nur als erster namhafter Textkritiker, sondern auch als Religionsgeschichtler. Seine im 18. Jhd. begründeten methodologischen Zugänge eröffnen eine doppelte "Kultur der Religionsgeschichte": hinsichtlich der Textkritik in der Perspektive, wie die christliche Religion begründet werden kann; hinsichtlich der Religionsgeschichte in der Perspektive, als die kulturhistorische Perspektive die vim verborum des ntl. Kommunikats illustriert. Sachlicher Ort für diese Illustrationen soll exemplarisch die Apostelgeschichte sein.Die Beiträge der Tagung sollen diese Dimensionen des Wissens und der Tradition als Ausdruck einer Fertigkeit und Gewohnheit zur Sprache bringen und ihren hermeneutischen Ertrag fuer die moderne Exegese der Apostelgeschichte zum Ausdruck bringen.
Das Programm sieht wie folgt aus; die Vorträge finden im Hörsaal 1 der Theologischen Fakultät statt:
Dienstag, 4.10.2011
15.00 Anreise
15.30 Kaffee und Kuchen
16.00 Begrüßung durch den Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Domsgen
16.15 PD Dr. Manfred Lang (Halle), Zur Kultur einer Religionsgeschichte
17.30 Rundgang durch die Franckeschen Stiftungen
18.00 Abendessen
Mittwoch, 5.10.2011
9.30 PD Dr. Friedemann Stengel (Halle), Zwischen „fanatischer Barbarei“ und „moralischem Sinn“. Scheidepunkte der Schriftauslegung im 18. Jahrhundert
10.45 Claudia Drese (Halle), Ein Weg und zwei Ziele? - pietistische Bibelauslegung zwischen "Frömmigkeit" und "Wissenschaft".
12.00 Mittagessen
14.30 Bastian Lemitz (Halle/Leuven), „Occulto aevo crescit“. Johann Jakob Wettstein und seine Dissertatio (1713)
15.30 Kaffee
16.00 Dr. Christoph Schmitt-Maaß (Halle), „reden wie die Apostel“? Die Wettstein-Edition in der Rezeption Johann Gottfried Herders, ihre Auswirkung auf Herders Übersetzungstheorie und Autorpoetologie und ihr Fortwirken in Schellings Rezeption der Apostelgeschichte
17.15 Prof. Dr. Detlev Dormeyer (Dortmund), Die Dionysos-Christus-Rezeption in Hölderlins Ode „Brot und Wein (Strophe 7–9)“ und im lukanischen Doppelwerk.
18.15 Abendessen
Donnerstag, 6.10.2011
9.30 Dr. Jan Krans (Amsterdam), Wettstein's manuscript papers on Acts
10.45 Dr. Silvia Castelli (Amsterdam), Wettstein's conjectures on Acts
12.00 Mittagessen
14.30 Dr. Nils Neumann (Kassel), Zur Adaption der menippeischen Tradition von den Pseudo-Kynikern nach Lukian anhand von Hananias und Saphira (Apg 5)
15.30 Kaffee
16.00 Prof. Dr. Imre Peres (Debrecen), Antike griech. Grabinschriften
17.00 Möglichkeit zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten: Haupthaus der Franckeschen Stiftungen, Luther-Maske in der Marktkirche, Beatles-Museum
ca.18.30 Abendessen
Freitag, 7.10.2011
9.30 Prof. Dr. Jos Verheyden (Leuven), Wettstein, Xenophon and We
Abschlussdiskussion
Weitere Wettstein-Tagungen
- Παρρησία—Freedom of Speech Then and Now. Amsterdam, Het Corvershof (Nieuwe Herengracht 18), October 18-19, 2012. Das Programm ist hier hinterlegt.
- Goldene Anfänge und Aufbrüche. Antike und aufgeklärte Zugänge zu Apg 1-4. KTU Leuven vom 4.-6.11.2013.
- Das Programm:
November 4
16.30-16.45 Joseph Verheyden: Welcome
16.45-18.15 Manfred Lang: "Von der Glückseligkeit alles zu wissen". Neuer Wettstein und Apg 1-9 im Spiegel der neueren englischsprachigen Kommentare zur Apostelgeschichte
18.30 Dinner
November 5
9.00-10.30 Eva Ebel, "Was steht ihr da und schaut zum Himmel". Himmelfahrt bei Livius, Plutarch und Lukas
10.30-10.45 Coffee
10.45-12.15 Claudia Tiersch, Transformationen römischer Städte in der Spätantike und die Rolle des Christentums
12.30 Lunch
13.45-15.15 Bastian Lemitz, EURAKULWN und Heiliger Geist (Apg 2,2; 27,14ff)
15.15-15.45 Coffee
15.45-17.15 Peter Wick, Identitätsbildung durch die Rezeption paganer Motive in der Apg
17.15-18.45 Jan Krans, Wettstein's New Testament Project in the Mirror of his Correspondence
19.00 Dinner