Evangelische Grundschulen in Ostdeutschland
Der Bildungsbericht 2012 weist darauf hin, dass in den letzten 12 Jahren die Zahl von Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft stark gestiegen ist. Besonders deutlich ist der Anstieg in zwei Bereichen zu beobachten: Zum einem bei den Grundschulen, deren Zahl seit 1998 um das anderthalbfache gewachsen ist. Zum anderen im Osten Deutschlands, wo sich die Zahl der allgemeinbildenden Schulen seit 1998 nahezu vervierfacht hat. Die größte Gruppe innerhalb der freien Träger stellen dabei die beiden christlichen Kirchen dar. Diesen Befund nimmt das hier vorgestellte Promotionsprojekt zum Anlass, evangelische Grundschulen in Ostdeutschland einer näheren wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen.
Eine besondere Prägnanz bekommt diese Untersuchung vor dem Hintergrund einer weitgehend konfessionslosen Gesellschaft in Ostdeutschland. Sachsen-Anhalt, das Bundesland in dem die Untersuchung durchgeführt wird, weist mit 14,1% evangelischen und 3,5% katholischen Christen die niedrigste Religionszugehörigkeit im gesamten Bundesgebiet auf. Es stellt sich also die Frage, wie evangelische Schulen vor diesem Hintergrund überhaupt in der ostdeutschen Gesellschaft funktionieren können. Gerade wenn man bedenkt, dass religiöse Überzeugungen vorrangig innerhalb der Familie weitergegeben werden. Wie erleben nun Kindern, die so sozialisiert sind, den Besuch einer evangelischen Schulen? Wie geht das Elternhaus mit den Einflüssen der Schule um? Diesen Fragen will die Untersuchung nachgehen, um daraus Rückschlüsse über den Einfluss von evangelischen Grundschulen auf die religiöse Orientierung von Familien zu ziehen.
Die Untersuchung greift dazu auf die Forschungsstrategie der Grounded Theory und den multimethodischen Erhebungsansatz der Ethnographie zurück. Der Schulalltag wird durch die teilnehmende Beobachtung erforscht. Zudem werden die Erfahrungen von Eltern, Lehrer und Schülern sowie ehemaligen Schülern noch einmal gesondert in Leitfadeninterviews erhoben.