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Rückblick Theologische Tage 2013

Theologische Tage - Freylinghausensaal

Theologische Tage - Freylinghausensaal

Theologische Tage - Freylinghausensaal

Theologische Tage 2013 stießen auf große Resonanz – Thema Konfessionslosigkeit

Mehr als 150 PfarrerInnen, LehrerInnen und Theologiestudierende waren am 16. Und 17. Januar 2013 in die Franckeschen Stiftungen nach Halle gekommen, um auf Einladung der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands sowie der Landeskirche Anhalts gemeinsam das Thema „Herausforderung Konfessionslosigkeit – Theologie in säkularem Kontext“ zu diskutieren. In Vorträgen und Workshops wurde die Frage nach den gesellschaftlichen und religiösen Ausgangsbedingungen in Ostdeutschland in theologischen wie auch soziologischen Perspektiven beleuchtet. Wie anregend die Tagung für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer war, ließ sich u. a. am Mittwoch beim abendlichen Empfang der Kirchen erspüren. Einhellig betonten Landesbischöfin Ilse Junkermann und Kirchenpräsident Joachim Liebig in ihren Grußworten die Relevanz des Themas für die kirchliche Praxis.


Schon die beiden Eröffnungsvorträge im Freylinghausen-Saal, gehalten von Prof. Dr. Gert Pickel (Religionssoziologe, Leipzig) und Prof. Dr. Jörg Dierken machten deutlich, wie komplex und vielschichtig das Thema bereits im Hinblick auf die Frage ist, an welchen gesellschaftlichen Entwicklungen sich „Konfessionslosigkeit“ bzw. „Säkularisierung“ überhaupt festmachen lässt und wie diese theologisch zu bewerten sind. Gleiches gilt für die in diesem Zusammenhang immer wieder beschworenen Begriffe „religiöse Indifferenz“ und „Individualisierung“.

Theologische Tage - Freylinghausensaal2

Theologische Tage - Freylinghausensaal2

Am Nachmittag wurde das Tagungsthema sodann in theologischen Workshops weiter vertieft. Prof. Dr. Jörg Ulrich begab sich dabei auf Spurensuche in die Alte Kirche, um den Umgang der frühchristlichen Apologetik mit dem Minderheitenstatus näher zu untersuchen. Prof. Dr. Reinhard Thöle und Dr. Anna Briskina-Müller erörterten, wie die Kirchen Osteuropas auf die Herausforderung der religiösen Indifferenz zu reagieren versuchen, und  Prof. Dr. Stefan Schorch fragte in exegetischer Perspektive nach konfessionsloser Bibelauslegung in der zeitgenössischen Literatur und analysierte in diesem Zusammenhang mit den WorkshopteilnehmerInnen den Songtext „Wenn ein Mensch lebt“ von Ulrich Plenzdorf aus dem Film „Die Legende von Paul und Paula“. Der Frage nach einem universellen anthropologischen Haftpunkt  von Religion ging am Abend des ersten Tages dann Prof. Dr. Eberhard Tiefensee(Erfurt) nach.

Theologische Tage - Hörsaal

Theologische Tage - Hörsaal

Der zweite Tag wurde mit ekklesiologischen Perspektiven von Prof. Dr. Dirk Evers eröffnet. Er gab zu bedenken, dass neben der Kontextorientierung die theologische wie geistliche Besinnung nach innen nicht zu kurz kommen dürfe und erinnerte daran, dass die Kirche letztlich keine technisch herstell- oder erhaltbare Größe, sondern „creatura verbi“ sei. Er pointierte seine Überlegungen in Goethes Bild vom  Atemholen als „zweierlei Gnaden / Die Luft einziehn, sich ihrer entladen.“ Prof. Dr. Daniel Cyranka problematisierte dann vermeintliche Eindeutigkeiten im Hinblick auf die Frage nach kirchlicher Mission in Ostdeutschland und machte deutlich, was postkoloniale Theoriebildung an kritischem Potential in diesem Zusammenhang auch im Hinblick auf die problematische Konstruktion und fortlaufende Festschreibung einer sog. „ostdeutschen Identität“ und ihr Verhältnis zum Religiösen freizusetzen vermag. Er markierte damit seinen ganz eigenen Beitrag zum Tagungsthema als Lehrstuhlinhaber für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie. Prof. Dr. Michael Domsgen betonte in seinem Beitrag die grundsätzliche Kontextgebundenheit jeglicher praktisch-theologischer Theorie­bildung und markierte bei der Suche nach Anknüpfungspunkten für die Kommunikation des Evangeliums insbesondere die Relevanz der Frage nach der familialen Sozialisation und den damit verbundenen Grunderfahrungen.

Auch am Donnerstag gab es dann wieder ein Workshop-Angebot, bei dem Prof. Dr. Udo Schnelle nach dem Modellcharakter der frühchristlichen Gemeinden im Hinblick auf die Zukunftsfragen von Christentum und Kirche fragte. PD Dr. Friedemann Stengel diskutierte kritisch den Aufarbeitungsprozess der DDR-Vergangenheit innerhalb und außerhalb der Kirchen. Schließlich erörterte Prof. Dr. Anne Steinmeier in ihrem Workshop die Frage nach Kunst und Religion im Kontext des konfessionslosen Raumes.

Den Abschluss der Tagung bildete ein gemeinsamer Gottesdienst aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Marktkirche zu Halle, bei dem der Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Stefan Schorch, die Predigt über Kohelet 1, 3-11 hielt.

Voraussichtlich im Herbst 2013 wird ein Sammelband der Theologischen Fakultät zum Thema der Tagung erscheinen.

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