Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Portrait Ernst von Dobschütz

Portrait Ernst von Dobschütz

von
PD Dr. Manfred Lang

1 Vita

  • *9. Oktober 1870 in Halle (Saale); † 20. Mai 1934 in Halle (Saale);
  • Familie: Altes schlesisches Adelsgeschlecht, aus dem unter anderem Veit Ludwig von Seckendorff (1626–1692), der erste Kanzler der Universität Halle stammt;
  • Studium:
    • Universität Leipzig (Herbst 1888): dort angeregt von Franz Delitzsch, und Chr. Ernst Luthardt;
    • Universität Halle (Sommer 1890): Anregungen von Martin Kähler
    • Universität Berlin (Herbst 1890): Harnack; aus einer Seminararbeit bei ihm wurde die Lizentiatendissertation;
  • 1893 Habilitation in Jena; 1898 Berufung zum außerordentlichen Professor;
  • 1904 Ruf nach Straßburg als Nachfolger von Heinrich Julius Holtzmann;
  • 1910 Ruf nach Breslau;
  • 1913 Ruf nach Halle;
  • 1913/14 Austausch-Professur an der Harvard-Universität;
  • 1922–1923 Rektor der Universität Halle;
  • Wissenschaftliche Lehrer: Chr. Ernst Luthardt, Caspar René Gregory (Textkritik), Albrecht Ritschl, Paul Drews.

2 Thesen aus dem wissenschaftlichen Œuvre

Hermeneutik:
Es kommt darauf an, den Zusammenhang eines Textes zu erfassen und die schriftstellerische Persönlichkeit herauszustellen. Läßt sich bei der Exegese feststellen, daß der Schriftsteller mit überkommenem Gut arbeitet, dann ist zu fragen, wie er mit jenem Material umgegangen ist.

Religionsgeschichte:
Es ist nicht sinnvoll, dasjenige Material aus der Umwelt anzuführen, mit dem das Urchristentum übereinstimmt, sondern dasjenige, was das Neue des NT ausmacht. Nur dann läßt sich verstehen, warum sich das Urchristentum durchgesetzt hat. Dabei ist das Projekt »Corpus Hellenisticum« von entscheidender Bedeutung, denn es soll alles Material der griechisch-römischen Literatur sammeln und jeder Stelle im NT zugeordnet werden. Das Material des alten Wettstein soll damit zeitgemäß erneuert werden.

Formgeschichte:
Die weithin erkennbare Tendenz der Formgeschichtler, bei der Rekonstruktion der Überlieferung alles der Gemeinde zuzuschreiben, geht ins Leere, weil nicht erklärt wird, woher die Gemeinde ihren Ursprung hat und wie das in der Gemeinde Erzählte überhaupt mit Jesus zusammenhängt.

Die sog. Biblische Theologie
faßt den gesamten durch die Einzelexegese erarbeiteten Stoff zusammen und wird als Religionsgeschichte des Urchristentums behandelt. Sie arbeitet semasiologisch und wortstatistisch mit der Wertskala ›Neuheit‹ und ›Allgemeinverbreitung‹.

3 Ausgewählte Bibliographie

  • Art. Legende, RE3 11, Leipzig 1902, 345–349.
  • Ostern und Pfingsten, Eine Studie zu 1. Kor. 15, Leipzig 1903.
  • Probleme des apostolischen Zeitalters, Leipzig 1904.
  • Die Thessalonicherbriefe, KEK 10, Göttingen 1909.
  • Vom vierfachen Schriftsinn. Die Geschichte einer Theorie, Leipzig 1921.
  • Eberhard Nestles Einführung in das griechische Neue Testament, Göttingen 41922.
  • Der Plan des Neuen Wettstein, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 21 (1922), 146–148.
  • Der heutige Stand der Leben Jesu-Forschung, Zeitschrift für Theologie und Kirche 5 (1924), 64–84.
  • Rationales und Irrationales Denken über Gott im Urchristentum. Eine Studie besonders zum Hebräerbrief, Theologische Studien und Kritiken 95 (1924), 235–255.
  • Gibt es ein doppeltes Evanglium im Neuen Testament?, Theologische Studien und Kritiken 95 (1924), 331–366.
  • Zum Corpus hellenisticum, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 24 (1925), 43–51.
  • Der Apostel Paulus I. Seine weltgeschichtliche Bedeutung; Der Apostel Paulus II. Seine Stellung in der Kunst, Halle 1926.1928.
  • Ernst von Dobschütz, in: Die Religionswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen IV, hg, Erich Stange, Leipzig 1928, 30–62.
  • Matthäus als Rabbi und Katechet, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 27 (1928), 338–348.
  • Zum Charakter des 4. Evangeliums, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 28 (1929), 161–177.
  • Zur Hermeneutik des Neuen Testaments, Theologische Studien und Kritiken 103 (1931), 361–370.
  • Der Historiker und das Neue Testament, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 32 (1933), 42–52.

Zum Seitenanfang